Informationen zur Bewertung
Wie riecht und schmeckt das Bier ungefähr bis zum Schlucken?
Auch der Geruch gehört zum Einstieg, da die Nase viele der Aromen zuerst aufnimmt, oft sogar stärker als die Geschmacksnerven. Diese dürfen dann im Anschluss voll beansprucht werden:
Welche Zungenbereiche werden angesprochen? Ist das Bier malzig oder hopfenbetont? Spielen eher Aromahopfen oder klassische Bitterhopfen oder beide Varianten eine Rolle? Ist es süß oder sauer (oder beides)? Womit lassen sich die geschmacklichen Eindrücke vergleichen?
Für gewöhnlich ist es so, dass der Einstieg eher die sanfteren Noten eines Bieres hervorbringt, während die herberen im Abgang vortreten.
Farbe
Macht die Färbung des Bieres Lust, es zu trinken?
Natürlich kann man in der Kategorie Farbe mit sämtlichen Begriffen der Kunst um sich werfen, aber letztlich zählt nur, ob sie appetitlich ist. Dies ist natürlich hochgradig individuell, dennoch sollte man im Kopf behalten, dass „klar“ nicht gleich „gut“ und „trüb“ nicht gleich „schlecht“ ist. Eine gewisse Sortentreue darf hingegen verlangt werden. Ein Schwarzes darf nicht goldgelb sein, ein Pilsner nicht total dunkel, wenn es im Rahmen dieser Sorten angeboten wird. Steht da „das dunkle Pilsner“ auf der Flasche, ist es schon wieder etwas anderes. Eher negativ zu bewerten sind total wässrig anmutende Biere.
Appetitlich kann ein Bier auch durch seine Schaumkrone wirken. Ein fester cremiger Schaum kann die Kraft eines Stout schön unterstreichen, während eine eher grobpoorige Blume den derben Charakter eines Pils unterstreichen mag.
Von reinem Weiß bis zum hellen Braun von Milchkaffee ist hier alles möglich.
Ein wenig sollte sich der Schaum im Glas halten, hier ist jedoch auch wieder der Stil des Bieres zu beachten. Vorsicht ist mit Spülmittelresten oder Fett am Glas geboten, eine geringe Menge kann die schönste Krone in Sekundenschnelle zum Einsturz bringen.
Die Optik spielt bei der Bewertung eine geringe Rolle, denn obwohl das Auge mittrinkt, zählt letztlich der Geschmack.
Körper
Der Körper eines Bieres beschreibt, wie es sich im Mund anfühlt.
Er wird auch Bouquet oder Textur genannt. Der Körper eines Getränks ist sicher die am Schwierigsten zu fassende Eigenschaft und gleichzeitig eine sehr wichtige. Er kann leicht oder schwer, dicht oder dünn, komplex oder geradlinig sein. Auch samtig, rau, trocken, milchig, sämig, wässrig, alkoholisch, stabil, saftig und viele andere Beschreibungen lassen sich hier finden. Wer versucht, Vergleiche mit anderen Flüssigkeiten zu finden und sich dann überlegt, wie er diese charakterisieren würde, ist auf dem richtigen Weg.
Wichtig für die Bewertung ist vor allem, ob der Körper des Bieres es schafft, die Aromen zu tragen und zu umfassen, damit eine Gesamtharmonie entstehen kann. Die Beschaffenheit des Bieres soll seinen Geschmack betonen, ohne ihn untergehen zu lassen.
Als Faustregel kann man sagen: Je intensiver die Aromen eines Biers sind, desto dichter sollte der Körper sein, um sie zu fassen.
Vor Geschmack explodierende Barley Wines oder intensive Doppelböcke profitieren von einem schweren, öligen Körper, währen ein klassisches norddeutsches Pilsner mit einer klaren Linie eher eine schlanke, trockene Figur machen sollten.
Ein belgisches Witbier kann hingegen eine Vielzahl spannender Geschmäcker aufweisen, die auf einem samtigen, weichen Körper ausbalanciert werden wollen.
Ein ziemlich komplexes Feld. Für den Beginn der Verkosterkarriere kann man sich immer wieder die Worte: Balance, Harmonie und angenehmes Mundgefühl in Erinnerung rufen.
Bitterkeit
Die Bitterkeit beschreibt, wie stark die Bitternote des Bieres ausgeprägt ist.
Sie ist ein rein quantitatives Merkmal und hat keine Auswirkungen auf die Bewertung. Sie soll lediglich ein Anhaltspunkt für die Vorlieben des Trinkenden sein, wenn dieser eher milde oder herbe Biere bevorzugt. Wenn fehlende oder übertriebene Bitterkeit das Trinken beeinträchtigen, fließt das normalerweise in den Abgang ein.
Säure
Wie stark schlägt die Säure eines Bieres durch und wie lang verweilt sie im Mund?
Ähnlich wie die Bitterkeit, ist die Säure in verschiedenen Biersorten unterschiedlich stark gewünscht.
Sie bringt eine gewisse Frische, zum Beispiel in Weißbier, und ist in manchen Bieren, wie der belgischen Geuze oder der Berliner Weiße, sogar der Geschmacksmittelpunkt.
Wie auch schon bei der Bitterkeit zeigt sich in den Noten für Einstieg und Abgang, wie gut sich die Säure in den Rest des Bieres integriert.
Kohlensäure
Wie kräftig umsprudelt das Bier die Zunge?
Der Kohlensäuregehalt eines Bieres kann einen starken Einfluss auf den Trinkgenuss haben.
Ist wenig Kohlensäure bei schwereren Bieren durchaus noch zu vertreten, so entsteht bei leichteren Stilen schnell der Eindruck eines schalen Biers.
Anders herum kann ein Bier mit zu viel Kohlensäure schnell übersprudelig wirken und dadurch kaum noch trinkbar sein.
Deshalb gibt es auch Punktabzüge, wenn Kohlensäure und Süffigkeit zu stark von einander abweichen.
Abgang
Der Abgang beschreibt wie gut das Bier ab dem Beginn des Schluckens schmeckt.
Durch die entsprechenden Muskelbewegungen nimmt das Bier dabei eine Position am Hinterteil der Zunge und am Gaumen ein. Hier werden vor allem Geschmacksbereiche angesprochen, die Bitterkeit besonders gut wahrnehmen können.
Danach läuft das Bier über die hintersten Mundpartien, die Kehle hinunter und in den Magen.
Doch damit ist der Abgang noch lange nicht beendet. Neben dem erfrischenden oder wärmenden Gefühl, das das Bier jetzt erzeugen kann, strömen mit dem Ausatmen wieder neue Aromen zurück in den Mund und vor allem die Nase. So manches Bier entwickelt sich jetzt noch einmal in eine ganz neue, atemberaubende (oder besser gesagt atemerfüllende) Richtung.
Ein guter Abgang lässt sich Zeit. Ein sehr guter Abgang erzählt eine Geschichte. Es muss nicht immer eine hochkomplexe Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen sein. Einige gut abgestimmte Aromen, die sich harmonisch entwickeln, sind besser als eine verworrene Geschmacksexplosion.
Süffigkeit
Die Süffigkeit eines Bieres beschreibt, wie leicht und angenehm es dem Trinkenden die Kehle hinabrinnt.
Sie ist nicht grundsätzlich ein Qualitätsmaßstab, da auch schwere Biere mit geringer Süffigkeit oft sehr gut sind, während solche mit hoher Süffigkeit auch wässrig oder schal sein können.
Neben der Dichte des Körpers und der Intensität der Kohlensäure können auch die Stärke, mit der die Alkoholnote durchsticht, Bitterkeit und Säure, sowie die Kraft einzelner Geschmacksnoten die Süffigkeit auf die ein oder andere Weise beeinflussen.
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